Wer dösend im Bummelzug am romantischen Mittelrhein entlangzuckelt, dem blubbert der Wassergeist unterhalb der Loreley merkwürdige Geschichten ins Ohr. Wie diese hier (auf der Rückkehr von einem Fahrradurlaub).
Die Morgensonne schickte ihre Speerspitzen gegen seine Nasenspitze. Er grunzte unwillig und begann im Halbschlaf herunterzuzählen: 6 – 5 – … 1 – JETZT. Worauf St. Hubertus zum Dorfe mit kräftigen Klöppel einstimmte und dieselbe Zahlenreihe wieder aufwärts zählte: 1 – 2 – 3. Mit dem vierten Glockenschlage riss er sich die Bettdecke herunter, auf die 5 folgte – unter leichtem Schwindelgefühl – die athletische Drehung in Sitz- und Aufrecht-Position , mit der 6 dann der Hüftaufschwung mit halber Schraube in den senkrechten Stand. Den Bauch wölbend, durchbrachen archaische Presslauten aus seinem tiefsten Inneren die sanfte Unschuld des Schlafzimmers. Er torkelte zum Fenster, wobei ihm das Blut durch die Krampfadern abwärts bis in die Zehen schoss und diese an fehlenden Pantoffelschutz erinnerte. Schlaftrunken griff er zum Fensterriegel und stieß sich, da seine Aufmerksamkeit ausschließlich dem nun auszuführenden Armschwung galt, wie üblich die dicke Zehe an der Fußleiste. Endgültig wachgerüttelt vom Schmerz stellte er sich in die kühle Woge aus Sonnenlicht, um aus klaren Augen auf den alten Vater Rhein zu schauen. Doch der alte Vater Rhein, der seit abertausend Jahren in seinem engen Bett hier am romantischen Mittelrhein schlief, war fort.