Weniger Licht!

Unlängst trachteten schwer beladenen Wolken, das alte Köln zu versenken. Nach den Wasserspielen taucht die Südstadt im Ocker der Abendsonne. Empor steigen der Duft reingewaschener Hinterhöfe und die tollkühnen Mauseglern in ihr frisches Himmelbett. Sie begleitet ein Concerto tropfender Vordächer, in dem die Amsel sopraniert.

Rinnsale fangen letzte Strahlen auf, die metallische Fensterrahmen und Dachantennen ihnen zuwerfen. Sie rauben das Gold des Abends, bringen es jedes auf verschlugenen Wegen bis in den Hof, vereinigen sich wieder. Schatz im Bronzesee.

Eine Nachhut Schäfchenwolken. Hinter ihnen müht sich die alte Sonne, schon rot vor Anstrengung, noch geschwind die Tränen der Mauergesichter zu trocken. Doch Zeit ist knapp und vita brevis, denn schon neigt sich Nacht über ihre Anvertraute Gaia.
Zeit, ja Zeit. Drüber auf St. Severinus, dem ältesten romanischen Bollwerk, tut der schwere Klöppel im Turm zehn Schläge gegen sein mächtiges Gefägnis. Doch hört ihn der Baumeister noch? Starb der nicht schon zur neunten Stunde, weit weg auf Golgotha?

Jetzt wäre die Zeit der Dunkelheit, der Ruhe, der Nacht. Doch Nacht ist nie. Hätte man – zugleich mit ihrer Geburt – die Elektrifizierung doch an der nächsten Straßenlaterne aufgeknüpft.
Wann wird’s mal wieder richtig dunkel? Gute Nacht!