Gedanken zum 1. Weltkrieg

Spontane lyrische Reaktion auf ein fantastisches Radiofeature des DLF zum Thema „Nervosität vor/auf den 1. Weltkrieg“. Danke Radio!

Zur ewgen Ruh gebettet? Schiedlich
In Versaillens Spiegeln Pracht
Nicht mal ein Leben schlief er friedlich
Nun ist er wieder aufgewacht.

Erhebet sich im Schatten düster
Zu Turmeshöh, noch unerkannt.
Denn erst im Feuer schmerzen Lichter
Grell und sirrend: Weltenbrand.

Am Stammtisch ward längst Blut vergossen
Der Spitzbart hatte eingeknüppelt
Die Wandervögel abgeschossen
Mit seinem linken Arm, verkrüppelt.

Derweil im Adernnetz elektrisch
Ward eingespinnt der Kontinent
Und der Menschen Geiste hektisch
Wenn Stromgespinst in Schädeln rennt.

Und Kinder spieln mit Säbel-Rasseln
Auf Feuer-Rädern fahrn umher
In guten Stuben Maden, Asseln
Solch Gegenwart braucht keiner mehr.

Und deshalb hat der schwarze Turm
Den Mond, die Sterne aufgesogen
Sie in des Nachts Granatensturm
Zu sich ins Massengrab gezogen.

Wenn Morgennebel kriecht um Kreuze
Erst dann hat er sich abgekehrt.
Doch ranken nicht schon neue Reize
Auf dass er bald schon wiederkehrt?

B.K., Aug. ’14