Agatha-Mundial nullt

Neues Jahr, gute Vorsätze. Und auf Deutschlands Waldwegen sind wieder gerötete Gesichter unterwegs. Denen man ansieht, dass ihnen die neue Sportart keinen Spaß macht.  Reine Diät- oder Fitnessmaßnahmen haben empirisch eher geringe Chancen auf Langlebigkeit.

Versucht’s doch mal mit Mannschaftssport. Da muss man sich nicht selbst fordern, man wird schon selbst genug gefordert. Motivation durch Spaß an der Sache. Ach so, nicht der richtige Verein in der Nähe, ungünstige Zeiten, alles zu teuer?

Update 10/2014: Wie läuft die wöchentliche Fußballplanung ab?

Rezept für eine langjährige Investition. Man nehme:

Anzahl Spieler

No Facebook TaggingAm besten immer doppelt so viel wie zum Spiel nötig, minimal 50 % Prozent mehr als Ersatz. Somit müssen bei einem 4 gegen 4 mindestens 12 Leute im Verteiler stehen. Krankheit, Beruf und Familie fordern nun einmal einen Teil unserer wertvollen Freizeit. Bei der Aquise finden Sie Interessierte normalerweise am Tatort, zu dem Sie sich schon selbst begeben müssten. Also statt verwaiste Webseiten von Hobbymannschaften abzugoogeln doch gleich lieber bei einer Champions-League-Übertragung in der Eckkneipe den Sitz-Nachbarn ansprechen. Der hat meist noch einen Freund, der einen Freund hat …

Fester Termin

Richten Sie einen festen Spielabend oder -tag in der Woche ein. Nicht abstimmen lassen; Das wäre schon Demokratie. Der Termin muss stehen wie ein Bismarck-Denkmal. In unserem Fall ist das seit jeher der Mittwoch, 18-20 Uhr. Viel früher wird für die Berufstätigen nicht funktionieren, viel später bekommen Sie bei Stadt und Privateinrichtungen keinen Platz/Raum. Feste Termine werden schnell zur Institution: die Leute wissen, dass sie am Spieltag nicht mit der Familie feiern, heiraten oder Kinder auf die Welt bringen dürfen.

Feste Erinnerung

Ohne ständiges Nachhaken wird leider keine (private) Sportgruppe funktionieren. Richten Sie einen E-Mail-Verteiler an. Jeder unter 13 hat eine E-Mail-Adresse. Keiner über 40 wird gezwungen, sich bei sozialen Netzwerken zu registrieren und dort in einer Gruppe beizutreten. Machen Sie es nicht kompliziert. Erinnern Sie E-Mail-Verweigerer für einen gewissen Zeitraum per SMS. Handy ist auch Konsens und noch verleiht das Push-Verfahren mehr Gewicht als das Pull-Verfahren.
Bei uns wird immer am Montagmorgen zur Teilnahme aufgerufen. Da nimmt sich der Mensch Zeit zur Durchsicht seiner Post, plant die Woche. Bis Dienstagnachmittag haben die Leute Zeit, sich für den kommenden Mittwoch anzumelden. Wird die Mindestzahl erreicht, so folgt die Bestätigungsmail, sonst eine Absage. Bis zum Dienstagabend gewährt man Aufschub, die Trödler nochmals aufzurufen. Wichtig ist die Nennung der aktuellen Teilnehmer zwecks Fahrgemeinschaften.

Spielplatz

Viele Sportarten lassen sich im Freien betreiben. Dazu gehören neben Fußball auch Basket- oder Volleyball. Im Sommer ist das auch gut möglich, allerdings müssen Sie auf öffentlichen (Grün)flächen  immer mit anderen Sport- und Grillgruppen konkurrieren. Deshalb und in Hinsicht auf die Monate mit dunkler Winterzeit sollten Sie sich um eine Sporthalle bemühen.
Dabei gilt: Je größer die Stadt, desto mieser die städtischen Sporthallen. Teilweise sind die Heizkörper noch mit Holz verkleidet und für die Bodenreinigung sorgen Schüler durch das bei Lehren und Reinigungskräften beliebte Spiel „Sitzfußball“. Daneben dürfen Sie Sportarten mit Feder- oder Schaumstoffball ausüben. Viel Spaß!

An Privatschulen sieht’s besser aus, aber da sind die Mieten auch deutlich höher. Bei kirchlichen Einrichtungen finden Sie gerade in den großen Bistümern erstaunlich gute Ressourcen. Ist aufs Jahr umgerechnet immer noch billiger als die Preise der spezialisierten Sportstätten: Dort liegt der Stundenpreis für ein kleines Feld bei ca. 30 und für großes bei 45 Euro.

Seien Sie bei der Suche auch mal kreativ. Gibt es evtl. ein größeres Krankenhaus mit Reha-Einrichtung in der Nähe? Oder betreibt der Versicherungskonzern eine Sporthalle? Der Bundeswehrstützpunkt?

Mannschaftsform

Wenn möglich, dann gründen Sie Ihre eigene kleine Betriebssportgruppe. Es reicht schon aus, wenn zwei bis drei Kollegen aus der Firma regelmäßig teilnehmen. Mit einem offiziellen Briefkopf + Stempel (Stempel und Siegel sind immer wichtig, egal was da Sinnloses reingeschnitzt ist) erreichen Sie im Zweifel weit mehr als mit einem Telefonanruf. Außerdem können Sie die finanziell attraktivere Betriebshaftpflicht mit nutzen, das ist für den Arbeitgeber nur ein minimaler laufender Posten. Womit wir beim nächsten Punkt wären.

Versicherung

Wenn Sie sich auf der Arbeit das Bein brechen, dann kümmert sich die Berufsgenossenschaft. Passiert’s beim Freizeitsport, ist das Aufgabe Ihrer Krankenkasse. Was nun, wenn Sie selbst Schaden anrichten? Das Problem ist, dass Ihre private Haftplicht nicht einspringt, wenn Sie in der gemieteten Halle beispielsweise die Dusche anlassen und damit die Elektronik zerstören. Also benötigen Sie eine Extra-Haftplicht-Versicherung. Mein Tipp: Geben Sie bei Ihren Forschungen nach einer günstigen Versicherung immer „Breitensport gemischten Alters“ an. Klingt nicht gefährlich und ist mit 150-200 Euro für eine 10-Mann-Gruppe im Jahr abgegolten.

Equipment

In deutschen Sporthallen werden Sie üblicherweise einen frei zugänglichen Grundstock an Gerätschaften finden. Bälle, Schläger und Netze, aber alles immer in Gitterkästen eingeschlossen. Somit müssen Sie ihr Material selbst anschaffen, genauso wie Leibchen oder Ballpumpen. Falls keine Handball-Tore vorhanden sind, wird dringend vom Ersatzkauf dieser komischen Olli-Kahn-Kinder Tore abgeraten. (Den Fehler hab ich nur einmal gemacht). Holzkästen mit 4 Einheiten (immer vorhanden, nie verwendet) sind die bessere Wahl.

Sanitäranlagen

Toiletten sind Pflicht, Duschen schön. Wir haben in unserer ersten Halle nur einen Wasserkran gehabt. (Muss vor dem Krieg gewesen sein).Die Anzahl der Duschen und Gender-Frage sind beim Sport übrigens nicht entscheidend. Ich kann mich an ein gemeinsames „Duscherlebnis“ mit der Frauen-Volleyballgruppe in einer kirchlichen(!) Einrichtung erinnern. (Das hätt‘s vor dem Krieg nicht gegeben.)

Soft Skills

Manchmal werden Sie das Problem haben, kurzzeitig fremde Spieler für einen Termin anzuheuern. Am fiesen Hausmeister kommen aber nur bekannte Leute mit Personalausweis vorbei. Einfacher Trick: Sammeln Sie jedes Jahr kurz vor Weihnachten 5 Euro pro Spieler und stellen Sie für den Wachhund einen netten Korb aus Alkohol, Zigaretten und sonstigen Cerealien zusammen. Weil der den natürlich nicht annehmen darf (Klüngel-Gesetz), stellen Sie diesen deshalb am letzten Spieltag vor Weihnachten einfach vor sein Büro. Danach gibt’s nie mehr Probleme. Versprochen.

Sozialabgaben

Wer Geburtstag hat, bringt auf jeden Fall was Flüssiges in gekühltem Zustand mit. Die türkischen Kollegen ersetzen diese Vorschrift manchmal durch Mitbringen von 99 % -Zucker-Honigmischungen aus dem Jahresurlaub. Bitte denken Sie an Ihren Zahnarzt und das, was ich oben zur Krankenversicherung geschrieben habe.  Sehr beliebt sind auch an den Aktivsport anknüpfende Pokal- oder Championsleague-Abende. Sorgen Sie bei Mangel an sog. Sportsbars in unmittelbarer Nähe für einen (Konferenz)raum mit Laptop, DVB-T/Internet und Beamer, sowie fußläufigem Nahrungsangebot. Gruß an die Laterna, wo isse der beste Pizza in Köln. Wenn Sie die Räume des Arbeitgebers zur Relaxation nutzen, dann zeigen Sie ihm Ihre Veranstaltung entsprechend an. Unsere Agenda dominieren Themen wie „Strukturwandel und Aufschwung des östlichen Ruhrgebiets“ (BVB spielt) oder „Ambivalenz im deutsch-iberischen Spannungsverhältnis“ (die Spanier hauen mal wieder mal Jogis Jungs raus).

Familie

Gehört immer dazu. Für den Erstgeborenen wird schon mal professionell das Vereinslied der Leiblingsmannschaft eingesungen (Dank an Christoph, WDR5), bei runden Geburtstagen viel Liebe in die Deko gesteckt. Ein richtig fester Feiertermin ist das die alljährliche Weihnachtsfeier mit Spielerfrauen (möglichst den eigenen).

Fazit

Lassen Sie’s sein mit dem Joggen, wenn’s keinen Spaß macht. Fragen Sie lieber Ihren nächst gelegenen Bunte-Liga-Club. Oder werden Sie selbst aktiv. Lohnt sich.

Und damit herzlichen Glückwunsch zum 10-Jährigen, Agatha-Mundial!

Update 10/2014: Software-Planung

am-notfallNicht alles ist Gold, was nach Pokal aussieht. Ein befreundetes Team aus Softwareentwicklern bemüht sich um effizientere Planungstools. Vor allem soll die Notfallkommunikation bei Ausfällen am Spieltag selbst automatisiert werden. Bei der Analyse Ist-Zustand mehrerer Hobbymannschaften kam bei uns folgendes Ergebnis heraus. Zur Nachahmung oder Kritik freigegeben.

Analyse Organisation Hobbyfußball