Fritzbox-Hack oder Oma auf Falkland

Update: Im Moment ergießt sich internet-typisch schon ein Kübel Verbalinjurien über den altgedienten Hersteller AVM aus Berlin. Letztlich handelt es sich bei Fritzbox-Hack um Ausnutzen eines Features. Das heißt im Umkehrschluss keinesfalls, dass die Billig-Plaste-Router aus China auch nur einen LEDchen sicherer wären. Siehe auch „Hut ab“ bei heise.de

Stellen Sie sich vor, Sie sind im Urlaub. Ganz weit weg, vielleicht auf den Falkland-Inseln. Von dort möchten Sie daheim bei Oma anrufen. Oma lebt aber in der Eifel und hat nur ein Telefon mit Wählscheibe. Also kein Internet,  Skype oder WhatsApp.  Damit nun die Taler nicht aus der Urlaubskasse rauschen, verbinden Sie sich via Smartphone-App über das kostenlose Hotel-WLAN mit Ihrer heimischen Fritzbox in Köln. Diese startet dann, Flatrate sei Dank, einen kostenlosen Festnetzanruf in die Eifel. Und Oma freut sich.

Gut. Stellen Sie sich nun vor, dass nicht Sie auf den Falkland-Inseln sind, sondern Oma. Mit ihrem alten Wählscheiben-Telefon. Und dorthin kostet ein Telefonanruf von Ihrem Kölner Anschluss gerne mal einen dreistelligen Betrag pro Stunde. Und schlimmer noch: Die Oma dort ist gar nicht Ihre Oma!

So kann man sich das Prinzip des  „Fritzbox-Hacks“ vorstellen: Hacker konnten sich über das Internet in Router des Herstellers AVM einloggen und von dort aus – unter anderem – Telefongespräche ins (Nicht-EU-)Ausland führen. Ja, Oh Wunder: Mit ans Telefonnetz angeschlossenen Geräten wie Routern kann man unter Umständen auch telefonieren.

Leider halten sich Berichterstattung und Hilfestellung  bsp. seitens (1) sehr allgemein und deuten nicht gerade tiefe fachliche Durchdringung der Thematik an. Deshalb an dieser Stelle eine kurze Anleitung, die sich an der AVM-Website selbst orientiert. Die Punkte können als Richtschnur dienen, müssen aber nicht 1&1 mit Ihrem Setup übereinstimmen:

  1. Habe ich überhaupt eine Fritzbox?
    Suchen Sie unter dem Kabelwirrwarr am Telefonanschluss nach einem rot-grauen Kasten im Raumschiff-Look. Steht meist auch Fritzbox drauf. Wenn dort Lichter an und Kabel drin sind, dürfte das Ihr Router sein.
  2. Geben Sie auf Ihrem Computer im Browser http://fritz.box/ ein. Sie sollten darauf zum Anmeldebildschirm Ihres Routers geleitet werden, der – hoffentlich – durch ein – Ihnen noch bekanntes – Passwort geschützt ist.
  3. Kontrollieren Sie zunächst unter „Internet –> Freigaben –> Fritzbox-Dienste“ , dass kein  Häkchen bei „Internetzugriff„  gesetzt ist. Im Auslieferungszustand ist das zwar nicht der Fall, aber wer weiß, welcher Hobby-Bastler aus der Verwandtschaft Ihnen die Kiste damals eingerichtet hat. (2)
  4. Sehen Sie nach unter „Telefonie –> Telefongeräte“ nach, ob dort Einträge vom Anschlusstyp „LAN“ oder „WLAN“ sind. Suchen Sie weiterhin nach merkwürdigen Rufumleitungen. Stellt sich ein Fund ein, sollte sich bei Ihnen langsam kontrollierte Erregung einstellen. (3)
  5. Prüfen Sie, welche Telefonanrufe wann und wohin abgegangen sind (grüner Hörer).  (4) Tauchen dort unbekannte ausländische Nummern auf, so rufen Sie zwecks Klärung bei Ihrem Telefon- und Internetanbieter an. Wenn es wirklich einen Einbruch gegeben haben sollte, dann schalten Sie die Fritzbox aus. Löschen Sie aber nicht die Systemprotokolle bzw. führen Sie keinesfalls im ersten Eifer einen Reset des Geräts durch. Bei  Schadensansprüchen wird man die Files brauchen. Ändern Sie erst danach alle im Router hinterlegten Passwörter.
  6. Auch wenn Ihre Fritzbox nicht gehackt worden ist, so dürfen Sie jederzeit unter „System –> Firmwareupdate“ gerne nach einer fehlerkorrigierten Software suchen (ggf. vorher die Expertenansicht anschalten). AVM hat Updates für die meisten Modelle veröffentlicht.

Weiterhin sicheres Surfen daheim!

(1) Meldung vom 07.02.

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(2) Häkchen sollten deaktiviert werden

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(3) Hier dürfen nur die von Ihnen eingerichteten Geräte stehen.

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(4) Normales bis sparsames Telefonverhalten

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(5)    Systemupdates ruhig auch mal einspielen

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